Woche 1: Die ersten Tage im Heiligen Land

Dann beginnt es also. Nach vier Tagen Einsiedeln hieß es für mich vergangenen Samstag erneut Koffer packen und die Reise zum endgültigen Ziel, dem Heiligen Land, anzutreten. Also brach ich nach der Laudes und einer

Anflug auf Tel Aviv
kurzen, aber herzlichen Verabschiedung in Einsiedeln in Richtung Flughafen Zürich auf. Die gesamte Reise verlief äußerst problemlos, sodass wir einigermaßen pünktlich am Flughafen in Tel Aviv am Samstagabend landeten. Nach vielen Erzählungen hatte ich schon befürchtet, dass es dort bei den Kontrollen länger dauern könnte und ich mich erstmal den Fragen der Beamten stellen muss. Zu meiner großen Freude bin ich aber sehr schnell durch sämtliche Kontrollen durchgekommen. Am Flughafen wurde ich dann bereits von Abt Bernhard, Prior Matthias und Pater Josef erwartet, die von Jerusalem auf dem Weg nach Tabgha waren und mich mitgenommen haben, worüber ich sehr dankbar war.

Ankunft am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv



Auf der rund 2-stündigen Fahrt nach Tabgha konnten wir uns schon leicht kennenlernen und ich konnte zumindest ein wenig vom Land sehen und das ein oder andere kennen lernen. Da der Sabbat bereits zu Ende war, waren die Straßen schon gut gefüllt und ich konnte den israelischen Verkehr mit Rechts-Überholen und sehr eiligen Fahrern hautnah miterleben. Da es bereits dunkel war, konnte ich zwar von der Landschaft noch nicht viel sehen, aber auch bei Nacht mit den vielen Lichtern war es auf jeden Fall sehr beeindruckend. Nach unserer Ankunft wurden wir noch wunderbar bewirtet und dann ging es nach einem anstrengenden Tag mit sehr vielen Eindrücken schnell ins Bett, am nächsten Tag ging es ja bereits um 6:30 Uhr mit der Laudes los.

Das Kloster mit der Kirche im Hintergrund

Am Sonntag lernte ich dann auch die "Stammbesetzung" in Tabgha kennen, Prior Jonas, Pater Zacharias und Pater Efrem. Sie haben mich sehr herzlich aufgenommen, sodass ich mich nach den ersten wenigen Tagen hier schon sehr wohlfühle. Es ist zwar noch vieles neu und ungewohnt, was mit Sicherheit mit den Tagen immer besser werden wird. In den ersten Tagen, die ich in Tabgha bin, ging es vor allem darum, mich hier ein wenig einzuleben und zurechtzufinden. Meine ersten Aufgaben habe ich auch bereits erhalten: Ich bin für die Ordnung und Sauberkeit im Refektorium (Speisesaal der Mönche) mit Küche zuständig und kümmere mich so weit es geht um die Sauberkeit in der Kirche. Seit gestern sind die philipinnischen Schwestern wieder aus den Exerzitien zurück, sodass ich jetzt eine Aufgabe weniger habe, da diese sich für gewöhnlich um alles in der Kirche und der Sakristei kümmern.

Das bekannte Mosaik in der Brotvermehrungskirche aus dem 5. Jh. und der Stein der Brotvermehrung

Außerdem habe ich auch einige der Mitarbeiter und die Volontäre, vier aus Deutschland und zwei aus den USA, kennengelernt, welche hier in Tabgha für ein ganzes Jahr sind und viel Arbeit rund um die Begegnungsstätte Beit Noah (http://dormitio.net/orte/tabgha/begegnungsstaette/index.html) und das Kloster leisten. Außerdem sind auch einige Gäste hier, die ich kennen gelernt und mit denen ich Zeit verbracht habe. Und natürlich die vielen Pilger und Touristen, die Tag für Tag diesen ruhigen Ort in Scharen aufsuchen. Ihr seht also, es ist eingies los in Tabgha! :D

Aktuell ist es hier noch sehr warm, sodass man noch kurzärmlig draußen sein kann. Überall blühen die Pflanzen noch, sodass man im Dezember wunderschöne Blüten bestaunen kann. Außerdem sind überall Vögel, die sich besonders am See niederlassen und die man beim Fischfang beobachten kann. Heute habe ich außerdem eine kleine Schildkröte beim Spaziergang gefunden, die ich euch natürlich nicht vorenthalten will. :)


Aus meiner "Zelle" habe ich direkten Blick zur Kirche mit einem Oliven- und Kumquatbaum (wenn ich mich nicht irre :D) inklusive reifer Früchte davor. Auch so finden sich auf dem Gelände und überall in
Blick aus meinem Zimmer
der Gegend jede Menge Zitronenbäume mit reifen Früchten, Oliven- und Mangobäume und - für mich persönlich - eine wunderschöne Landschaft.

In meiner ersten Woche ist bereits so manches passiert und ich durfte schon einiges erleben, wovon ich kurz berichten möchte. Am Dienstag haben wir den Nikolaustag am Abend mit einer kleinen Nikolausfeier samt Nikolaus- und Adventsliedern und Weihnachtsgebäck gefeiert und durften ein wunderbares Abendessen, gekocht von den Volontären, genießen. Dazu gab es sogar für jeden ein kleines Geschenk. :) Am Donnerstag habe ich mich auch einmal außerhalb der Klostermauern gewagt und habe die Primatskapelle, welche sich nur wenige hundert Meter entfernt befindet, besucht.

"Mensa Christi" in der Primatskapelle

Hier soll Jesus den Jüngern nach seiner Erscheinung erschienen sein, hat mit ihnen Mahl gehalten ("Mensa Christ") und Petrus mit den berühmten Worten „Weide meine Lämmer“
endgültig als Primaten eingesetzt. Gestern, also am Samstag, hatten wir früh morgens um 6 Uhr eine schöne Rorate-Messe, in der die Kirche

Rorate

(fast) nur durch Kerzenlich beleuchtet wurde. Am Vormittag fuhr ich mit Abt Bernhard und Pater Efrem zur orthodoxen Kirche ins nur wenige Kilometer entfernte Kafarnaum, um dort ein paar Dinge zu besorgen. Für mich war es das erste Mal, dass ich eine orthodoxe Kirche besucht habe und hatte auch direkt das Glück, zumindest einen Teil der Messfeier mitzuerleben. Abgesehen von der beeindruckenden Kirche ist das Gelände ringsherum auch wunderschön, mit vielen alten Bäumen, deren riesiges Blätterdach zu einer Pause einladen, Zugang zum See und vielen Katzen und anderen Tieren. Auf jeden Fall einen Besuch wert! In nächster Zeit möchte ich auch das westliche Kafarnaum mit den Ausgrabungen der antiken Stadt besuchen.

Am Gelände der orthodoxen Kirche

 

Da an diesem Wochenende Volontäre aus ganz Israel hier in Tabgha sind, wurden wir alle am Samstagabend zum Essen bei den Volontären im Beit Noah eingeladen. Da es hier noch so warm ist, haben wir sogar im Freien gegessen, wobei es jetzt abends schon etwas abkühlt.

Eine kleine Geschichte vom Flug möchte ich noch kurz erwähnen: Mein Sitznachbar, ein Israeli, hat zu mir gesagt: "Israel is a bit messy, but you will love it". Und bisher kann ich seine Worte absolut bestätigen. Ich bin gespannt, was mich noch so alles erwartet, wie ich das Land und die Menschen kennen lernen werde und vor allem auch, wie sich die Zeit im Kloster und das Leben mit der Gemeinschaft entwickelt und ich auch dadurch persönlich noch wachsen kann und wie ich mich dadurch vielleicht auch verändere.

Ich wünsche euch einen gesegneten 3. Adventssonntagsabend (Gaudete!) und weiterhin viel Spaß beim Lesen und vor allen Dingen mit den Bildern.

 








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