Woche 7: Kafarnaum

Wie ihr bereits aus dem Titel herauslesen könnt, hab ich es nach sechs Wochen endlich geschafft, in das nur etwa 3 km Kafarnaum, die Stadt Jesu wie sie in der Heiligen Schrift auch genannt wird, zu gehen. Eigentlich hatte ich zunächst geplant, mich am Mittwoch nach dem Essen dorthin aufzumachen, dann kam mir aber doch erneut etwas dazwischen. Und doch hatte dies wieder etwas Gutes und ich kann euch von folgendem kleinen Erlebnis berichten: Inzwischen bekomme ich immer mehr Routine in meinen Alltag hinein, wozu auch gehört, dass ich nach dem Essen einen kleinen Spaziergang zum See hinunter mache. Als ich am See saß, kam auf einmal aus dem Gebüsch hinter mir eine Katze hervorgeschossen, verfolgt von zwei Melons. Nachdem die Katze das Weite gesucht hatte und die Melons bemerkten, dass ich auch anwesend war, blieben sie – wohl selbst ein wenig erschrocken über meine Anwesenheit – stehen und wir starrten und gegenseitig eine Zeit lang an, ehe sie wieder im Dickicht verschwanden. Anscheinend ist die Katze in deren Gebiet eingedrungen, konnte aber von den beiden Raubtieren erfolgreich verjagt werden. Es ist immer wieder eine große Freude, diese Tiere zu entdecken und beobachten zu können.

Am Donnerstag war es dann aber endlich soweit und ich machte mich gleich nach dem Mittagessen auf den Weg nach Kafarnaum. Nach Kafarnaum kann man über zwei Wege gelangen: Der eine führt direkt entlang der Straße, der andere relativ nah am See entlang, der sogenannte „Jesus Trail“. Diesen habe ich gewählt und würde es definitiv wieder tun. Hier ist es sehr ruhig und man kann die Natur und den See sehr genießen. Mal geht es etwas bergauf und man wird mit einem tollen Ausblick über den See belohnt, um dann wieder hinunter nah an das Ufer des Sees zu gelangen. Hier findet man auch in sehr großer Zahl die Klippdachse, die ich bereits in meinem Eintrag von Woche 4 erwähnt habe. Es ist einfach faszinierend diese Tiere zu beobachten, wie sie sich gegnseitig mit verschiedenen Lauten vor mir warnen, blitzschnell zwischen den Steinen oder im Gebüsch abtauchen, um dann aber doch wieder vor lauter Neugier herauszuspitzen und mich zu beobachten. Wenn ihr also einmal hier sein solltet, dann würde ich euch diesen Weg sehr empfehlen! Ab und zu trifft man auch auf Camper und Angler, die sich hier eine Auszeit gönnen.

An Kafarnaum selbst fand ich sehr beeindruckend, in welch gutem Zustand so große Teile der Stadt noch erhalten sind bzw. bei Ausgrabungen gefunden wurden, vor allem wenn man bedenkt, dass das meiste hier schon zur Zeit Jesu, also vor über 2000 Jahren gestanden hat. Allen voran natürlich die große Synagoge, welche bis jetzt das "Stadtbild" deutlich prägt. Im krassen Kontrast dazu steht die moderne katholische Kirche der Franziskaner, welche über dem Haus des Petrus erbaut worden ist. Eine Gruppe von Amerikanern war gerade vor Ort und ich lauschte kurz den Erläuterungen ihres Reiseführers, der dazu meinte, sie wäre ein bisschen wie ein Raumschiff aus dem „Star Wars“ - Universum. :D Eine erste Kirche gab es dort außerdem bereits im 6. Jahrhundert, die Grundrisse dieser sind auch heute noch sehr gut zu erkennen.

Überreste der Synagoge
Ruinen der Stadt samt moderner Petruskirche

Die heutige Kirche, welche von den dort lebenden Franziskanern betreut wird, wurde so über das Haus des Petrus gebaut, dass man von oben über eine Glasscheibe direkt hinunterblicken kann, um dort zu verweilen und zu beten. Dass Jesus sich in diesem Haus und auch in der Synagoge aufgehalten hat, berichtet auch die Heilige Schrift, z.B. Mk 1, 16-34.

Das Haus des Petrus
"Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" , Mt 16,18
Petruskirche von innen

Neben den aus der Bibel bekannten Stätten gibt es auch einige archäologische Entdeckungen zu bestaunen, welche dort ausgegraben wurden. Man muss wissen, dass Kafarnaum auf Grund ihrer Lage an der damaligen Grenze eine Zollstation besaß und auf diese Weise zu Wohlstand gelangte. Bis zu 1500 Menschen sollen hier einmal gelebt haben, inklusive einer Kaserne der Römer und einem den Bewohnern wohlgesonnen Hauptmann, sodass die Bewohner wahrscheinlich ein vergleichsweise angenehmes Leben führen konnten.

Fundstücke antiker Kunst

Mein Rückweg führte mich selbstverständlich wieder übr den "Jesus Trail" zurück nach Tabgha und ich durfte die malerische Landschaft mit den angehenden Lichtern von Tiberias im Licht der untergehenden Sonne genießen.

Neben der Arbeit im Klostergarten darf natürlich auch die körperliche und seelische Erholung nicht zu kurz kommen. Dafür kann man auch schon mal im Januar bei angenehmen 25°C den Pool in Beit Noah nutzen, in welchem das Wasser das ganze Jahr über die gleiche Wassertemperatur von etwa 23°C besitzt, da dieser aus den Quellen, welche hier entspringen, gespeist wird.

Der Pool von Beit Noah

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