Woche 19: Ostern im Heiligen Land

So war es nun endlich soweit: Nach 40-tägiger Fastenzeit durften wir Ostern feiern. Das bedeutete ersteinmal um 2:30 Uhr aufstehen, fertig machen und die letzten Vorbereitungen für die anstehende Osternacht treffen. Um 4 Uhr begann die Osternacht draußen am Vorplatz mit der Segnung des Osterfeuers und der Osterkerze. Anschließend zogen wir in die dunkle Kirche hinein und erleuchteten so langsam den Kirchenraum mit dem Ruf "Lumen Christi". Meine Aufgabe war dabei das Anzünden der Kerzen am großen Leuchter im Altarraum. So folgten aufeinander die bekannten Teile der Osternacht, angefangen mit dem Exultet, den Lesungen bis hin schließlich zum feierlichen Gloria. Glücklicherweise war unter einer der Gruppen aus dem Pilgerhaus auch ein Organist, der die Liturgie damit noch ein wenig feierlicher machte. Die anschließende Lesung aus dem Neuen Testament durfte ich wieder übernehmen und auch später dabei helfen, Dalmanutha für die Eucharistiefeier vorzubereiten. Für diesen Teil der Messe wird nämlich nach den Fürbitten in feierlicher Prozession mit der Osterkerze und viel Gesang hinunter an den See gezogen und dort in den Strahlen der aufgehenden Sonne die Eucharistische Liturgie zu feiern. Für den feierlichen Ostersegen wurde in gleicher Weise wieder zurück in die Kirche gezogen und so begann das Osterfest in Tabgha!

Unsere beiden Osterkerzen in der Kirche und im Oratorium und die Osterkerze in der Dormitio in Jerusalem, gestaltet von einem Volo

Von einem kleinen Zwischenfall während der Osternacht möchte ich hier aber noch berichten: Während der zweiten Lesung wurde es auf einmal sehr laut in der Kirche und man konnte deutlich spüren, dass etwas über uns hinwegflog. Ich dachte zunächst, es seien wieder einmal Militär-Flieger, die hier häufiger über das Gebiet fliegen. Wie ich aber nach der Osternacht erfuhr, handelte es sich dabei um Raketen, welche von Israel nach Syrien abgefeuert wurden und dort auch einschlugen, wie wir später durch die Medien erfuhren. Das war schon ein etwas mulmiges Gefühl, auch wenn man zwar nicht direkt betroffen ist, aber doch irgendwie mittendrin ist in diesen Spannungen und stets anhaltenden Konflikten.

Direkt anschließend ging es für uns zum Osterfrühstück hinüber ins Pilgerhaus ehe ich mit dem Abt um 10 Uhr bei den Schwestern noch das Osterhochamt feiern durfte. Danach ging es auch schon weiter zu einer Bootsfahrt über den See Genezareth. So konnte ich auch einmal die Sicht auf Tabgha von einer anderen Seite her erkunden, auf die ich sonst immer die Aussicht habe. Der restliche Ostersonntag war dann eher zur Erholung und genießen des großartigen Wetters. Abends ging es noch einmal ins Pilgerhaus für ein tolles Abendessen, um anschließend den Tag in gemütlicher Runde mit den Volos ausklingen zu lassen.

Prost!

Da die Messe am Ostermontag erst abends war, nutzte ich die Chance für einen sehr entspannten Vormittag. Zunächst verabschiedeten wir den Abt wieder zurück nach Jerusalem, anschließend pflegte ich die schöne Tradition des Frühschoppens und genießte bayrisches Bier bei bestem Wetter und über 30 Grad. :)

Nach der Messe in Dalmanutha am See, wo ab Ostern jeden Sonntag die Messe gefeiert wird, wenn es das Wetter zulässt, gab es noch einen gemeinsamen Grillabend mit den Volos, den Schwestern und einigen Gästen, die noch hier waren.

Am Samstag der Osteroktav hatte ich noch die Möglichkeit mit Pater Matthias nach Magdala zu fahren und dort  die Liturgie mitzufeiern. Für die Legionäre Christi, die für den Ort verantwortlich sind, war es in doppelter Hinsicht ein Tag zum Feiern: Zum einen war an diesem Tag das Evangelium von der Heiligen Maria von Magdala und zum anderen wurde das neue Besucherzentrum eingeweiht. Für diesen Anlass kam wie so oft zu diesen Festen der Patriarch aus Jerusalem, Erzbischof Pierbattista. Beim anschließenden sehr guten Buffet kam ich auch kurz mit einem der Priester dort ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass auch er bereits in meinem Heimatort war, den ehemaligen Pfarrer gut kannte und der Monatswallfahrt vorgestanden hat.

Die Kirche in Magdala mit dem Schiffsaltar und der Eingangsbereich des Hotels

Ich hoffe ihr durftet alle ein schönes Osterfest feiern und wünsche euch eine gesegnete Osterzeit und viele Grüße aus dem Heiligen Land!

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