Woche 25: Abschied und Ankunft

Am Montag hat P. Matthias meinen großen Koffer mit nach Jerusalem genommen, wodurch mir auch bewusst wurde, dass mein (vorläufiger) Abschied aus Tabgha immer näher rückte.

Am nächsten Tag, Dienstag, feierten wir das Kirchweihfest der Brotvermermehrungskirche, die vor 41 Jahren geweiht wurde. Meine letzten Tage in Tabgha verbrachte ich damit, noch ein paar Arbeiten zu erledigen und mein Zimmer zu putzen. Glücklicherweise darf ich mein Zimmer in Tabgha "behalten", da ich Ende Juni nach Tabgha zurückkehre, und kann auch ein paar Dinge dort lassen, aber bei Bedarf ist es auch für Besucher bereit.

Einer meiner Lieblingsperspektiven auf die Dormitio

So vergingen die letzten Tage in Tabgha unglaublich schnell und es war auch schon Donnerstag. Nach einem sehr herzlichen Abschied von den vielen lieben Menschen in Tabgha brachte P. Efrem P. Josef und mich zum Busbhanhof nach Tiberias, von wo wir aus nach Jerusalem fuhren, "umzingelt" von zwei orthodoxen jüdischen Familien vor und hinter uns. Auf der Fahrt erklärte mir P. Josef einiges über die Orte, an denen wir vorbeifuhren, wie etwa Latrun, ein franz. Trappistenkloster mit großen Weinbergen, oder auch alte Militärfahrzeuge, welche kurz vor Jerusalem an den Unabhängigkeitskrieg Israels in den 1940er Jahren erinnern. Nachdem wir mittags in der Dormitio-Abtei angekommen sind, hieß es nach einer kurzen Pause gleich bei den Vorbereitungen für die anstehende Abtsbenediktion zu helfen, was vor allen Dingen darin bestand, die Kirche und Cafeteria zu putzen. Am Abend nach der Komplet führte es mich auch gleich zum ersten Mal überhaupt in die Altstadt und zum "Balkon", von welchem man einen herrlichen Blick auf die Klagemauer hat. Da an diesem Tag Shavout, das jüdische Erntedankfest, begann, war auch entsprechend viel los an der Klagemauer und in der Altstadt. Da die Dormitio-Abtei am Zion neben dem Davidsgrab liegt, sind auch viele Juden hierher gekommen, um hier zu feiern, was in einem improvisierten Zeltplatz direkt vor unserer Haustür resultierte.

 

Angekommen
Klagemauer, bei Tag und bei Nacht

Der erste Morgen in Jerusalem

Blick von der Dachterrasse: Im Hintergrund ist bereits leicht Jordanien zu erkennen, am Hügel sieht man auch die Mauer zur West-Bank

Am Freitag und Samstag waren glücklicherweise der Großteil der Arbeit erledigt und ich hatte somit die Möglichkeit, die Altstadt Jerusalems ein wenig kennenzulernen, wobei ich dankenswerteweise von Efra und Elias (Volo und weiterer Klosterzeitler) herumgeführt wurde.

Ein kleiner Einblick in das bunte Treiben in den Gassen der Jerusalemer Altstadt
Kapelle des Österreichischen Hospiz
Neugebaute Synagoge im jüdischen Viertel, davor der Turm einer Moschee

 

Die Grabeskirche: Eingang, Golgotha, Salbungsstein, Heiliges Grab, orthodoxe Hauptkirche mit dem "Nabel der Welt"

Blick von der Dachterrasse des Christian Information Center über die Altstadt

Am Samstagabend beteten wir in der Kirche die erste Vesper von Pfingsten. Zunächst wurde das neu eingebaute Chorgestühl gesegnet und im Rahmen der Vesper auch die Insignien von Abt Nikodemus, also Abtsring, -stab und Mitra, ein neues Messgewand, und ein neues Ordensgewand gesegnet. Dies war auch das erste Mal, dass die Mönche in ihrem neuen Chorgestühl beteten.

Alles bereit für den großen Tag

 Am Nachmittag des Pfingstsonntags fand dann die lang ersehnte Abtsbenediktion mit dem Lateinischen Patriarchen Pierbattista statt. Es war wirklich eine wunderschöne Liturgie mit vielen Priestern und Gästen, auch aus Deutschland. Da Abt Nikodemus die letzten zwei Jahre Patriarchatsvikar des Vikariats für Migranten, Asylanten und Flüchtlinge war, kamen zur Benediktion auch viele seiner Gemeinden, die er betreut hatte, und umrahmten die Liturgie mit ihren unterschiedlichen Gesängen und Trommeln und brachten so ihre Kultur in die Messe mithinein. In der Liturgie selbst war ich mit einem Volo für Stab und Mitra des Patriarchen zuständig.

Nach der Liturgie gab es für alle Anwesenden einen Empfang und viel Gelegenheit für Austausch, Wiedersehen und zum feiern. Für uns Klosterzeitler und Volos bedeutete es aber auch, die Kirche schon wieder für die anstehende Vesper vorzubereiten, in welcher wir erneut für Stab und Mitra verantwortlich waren, diesesmal aber für Nikodemus. Nach der Pontifikalvesper ging es dann für alle zum gemütlichen Teil des Tages über: Es ging für uns zu den Borrmoäerinnen ins deutsche Hospiz St. Charles, wo wir im Garten mit vielem wunderbaren Essen die Abtsbenediktion feierten und den Tag zurück in der Abtei am Lagerfeuer ausklingen ließen.

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